REVOLUTION IM IRAN - INFOVERANSTALTUNG AM FALBK
Anlässlich des Weltfrauentags fand am Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg eine Veranstaltung zur Solidarität mit dem
Iran statt. In der fast komplett gefüllten Aula berichteten Lehrerin Dr. Mahbobeh Kellner und die ebenfalls
iranisch-stämmigen Gäste Parisa Tonekaboni und Masoud Ghahremani von ihren Erfahrungen mit dem Aufwachsen
im Iran und von der aktuellen Situation. Moderiert wurde die Veranstaltung von Lehrerin Julia Doppelfeld.
Nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022 und den folgenden Demonstrationen im Iran
entstand bei Kellner und Doppelfeld die Idee einer Infoveranstaltung, weil beide den Eindruck hatten, dass ihre
Schüler*innen viel zu wenig davon mitbekommen, in welcher Situation sich Gleichaltrige im Iran gerade befinden,
wie sie sich unter Lebensgefahr für Demokratie einsetzen.
Dr. Kellner wusste noch zu berichten von der Zeit vor der Revolution von 1979, als sie als Kind unter dem
Schah von Iran in einer modernen Gesellschaft lebte. Sie betonte, dass auch die Regentschaft des Schahs keine
gute war, aber immerhin hatten Frauen Rechte und konnten sich frei bewegen. In den achtziger Jahren kam
sie dann nach Deutschland, weil sie im Iran unter dem inzwischen regierenden Regime von Ayatollah Khomenei
als Frau kein technisches Fach studieren durfte. Seitdem ist sie nur ein paar Mal in den Iran zurückgekehrt.
Jedes Mal fühlte sie sich unwohl unter den strengen Augen der Sittenpolizei.
Eindringlich erzählte Parisa Tonekaboni von ihrer Erfahrung mit der Sittenpolizei. Sie wurde im Jahr der Revolution
1979 geboren und wuchs in die Islamische Republik Iran hinein. Als Sechszehnjährige wurden sie zusammen mit
ihrer Mutter von der Sittenpolizei zur Rede gestellt, weil ihr Kopftuch verrutscht war. In pubertärer Rebellion gab
sie Widerworte, was ihre Mutter in Todesangst versetzte. Heute schämt sie sich dafür, wie sie in der Situation auf
ihre Mutter herabblickte, weil diese verzweifelt darum bettelte, dass die Sittenpolizei ihre Tochter verschonen möge.
„Nach dem Tod von Jina Mahsa Amini denke ich häufig an diese Situation zurück“, erzählte Tonekaboni. Nach dem
Abitur kam die Lehrerin dann nach Deutschland.
Politik-Student Masoud Ghahremani ist mit 23 Jahren der Jüngste auf der Bühne. Er kam als Teenager nach
Deutschland, nachdem sein Vater herausbekommen hatte, dass die Sittenpolizei ihn bereits angeheuert hatte.
Nachdenklich sagte er: „Wenn mein Vater das nicht gemacht hätte, wer weiß, was aus mir geworden wäre.
Wäre ich heute einer der Männer, die die Frauen mitnehmen und misshandeln?“ Heute arbeitet Ghahremani
u.a. als Regisseur an einem Film über die Proteste im Iran. Der Film wird „Baran“ heißen und wird auch in
Duisburg gedreht. So unterstützt er von Deutschland aus die Revolution in seinem Geburtsland.
Die Schüler*innen des falbk folgten konzentriert und interessiert den Ausführungen der drei Expert*innen
und stellten im Anschluss kluge Fragen. Ob man auch als Touristin im Iran ein Kopftuch tragen müsse, wollte
z.B. eine Schülerin wissen – man muss! – oder was wir hier in Deutschland machen könnten, um die Revolution
zu unterstützen. Tonekaboni wies auf die Möglichkeit hin, sich an die Politik zu wenden oder Petitionen zu unter-
schreiben. Auf niederschwelliger Ebene könne man z.B. Social-Media-Beiträge weiterverbreiten, so Doppelfeld.
Schließlich hätten heute fast alle mindestens einen Account. So bekomme das Thema mehr
Aufmerksamkeit.
Alle Beteiligten waren mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden. Ihr Ziel, die jungen Menschen zu
informieren und zur Unterstützung der Revolution zu animieren, haben sie auf jeden Fall erreicht.
Julia Doppelfeld